Musizieren im Alter hält Körper und Geist fit

Schon bei den ersten Tönen von Klavier, Flöte oder Gitarre beginnen sich Körper und Seele zu entspannen. Hören, Fühlen, Sehen, Empfinden und Bewegen kommen beim Musizieren zusammen. Musikwissenschaftler wie Professor Eckart Altenmüller sind überzeugt, dass Musizieren jung hält. Wieso das so ist, erfahren Sie hier.

So wirkt das Musizieren auf den Körper

Beim Musizieren werden neben dem Gehörsinn auch die Motorik, die Körperwahrnehmung und jene Hirnzentren angeregt, welche unsere Emotionen verarbeiten. Musikinstrumente helfen uns dabei, tiefe Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten. Musik hat einen direkten Einfluss auf physikalische Vorgänge im Körper, denn beim Musizieren verändern sich Atemfrequenz, Herzschlag und Blutdruck.

Darüber hinaus wirken musikalische Klänge auf das limbische System. Das ist der Bereich im Gehirn, der für Emotionen und das Schmerzempfinden zuständig ist. Sanfte, fröhliche Klänge begünstigen die Ausschüttung von Endorphinen: Das sind körpereigene Glückshormone, denen zusätzlich eine schmerzstillende Wirkung zugeschrieben wird.

Positive Änderungen im Gehirn

Die biologischen Auswirkungen des Musizierens beschreibt Professor Altenmüller, Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin (IMMM) in einem Interview mit der Ärztezeitung. Die Gehirne von musizierenden Amateuren seien im Schnitt etwa fünf Jahre jünger als die Gehirne von Menschen, welche keine Musik machen. Das aktive Musizieren verbessere die Vernetzung jener Hirnregionen, die für unsere Wahrnehmung und die Bewegung zuständig sind.

Der Musikwissenschaftler beschreibt, dass sich bis ins hohe Alter neue Zellen im Gehirn bilden. Für das Musizieren besonders empfänglich sei dabei die Region, die für unser Gedächtnis und Stimmungen zuständig ist. Er selbst habe ein durch Musik unterstütztes Training für Patienten entworfen, die unter Beeinträchtigungen durch einen erlittenen Schlaganfall leiden.

Welche Musikinstrumente eignen sich für mich?

Praktisch alle Instrumente eignen sich für Anfänger, unabhängig von Talent und Alter. Hier einige beliebte Musikinstrumente:

• Blockflöte
• Querflöte
• Gitarre
• Klavier
• Harfe
• Geige
• Trommel
• Saxofon
• Akkordeon
• Mundharmonika

Lassen Sie sich bei der Auswahl, welches Instrument Sie gerne spielen und erlernen möchten, von Ihren eigenen Wünschen leiten. Für das Überwinden körperlicher Grenzen hält die Industrie viele Hilfsmittel bereit. Ähnlich wie ein Treppenlift, der beim Treppensteigen Abhilfe verschaffen kann, gibt es Lösungen der Musikindustrie, die Erleichterung beim Musizieren verschaffen können. Extra groß gedruckte Notenblätter kommen sehschwachen Menschen zugute. Halterungen für wichtige Instrumente erleichtern körperlich geschwächten Menschen die Handhabung und den Transport. Mit diesen kleinen Hilfen können Sie sich ganz auf die Freude beispielsweise am Musizieren in der Wohnung konzentrieren.

Musizieren im Alter: So gelingt es

Explizites Lernen im Alter funktioniert gut. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik e. V., Professor Hans Herrmann Wickel, erklärt diese Art des Lernens so: Wenn Sie Ihrem Enkelkind ein neues Handy schenken, dann wird es das Gerät schnell anschalten und darauf herumspielen. Schenkt der Nachwuchs dagegen seinen Großeltern ein Handy, dann warten die Empfänger gerne darauf, dass der Schenkende die Funktionen erklärt. Das wird explizites Lernen genannt.

Für das Musizieren bedeutet das, dass Amateure höheren Altes stark davon profitieren, eine Musikschule oder einen Musikverein aufzusuchen. Erfahrene Musiklehrer gehen dort fachkundig auf individuelle Fähigkeiten und Einschränkungen ein. Auch Volkshochschulen bieten zahlreiche Kurse an, um Musikinstrumente zu erlernen. Positiver Nebeneffekt: Beim gemeinsamen Musizieren knüpfen Hobbymusiker schnell neue Kontakte mit Gleichgesinnten.

Musizieren ohne Leistungsdruck

Das Schöne am Musizieren im Alter ist, dass es ohne Leistungsdruck erfolgt. Wer in jungen Jahren Musik machen möchte, der strebt nicht selten Perfektion an. Musiklehrer von Senioren erleben den Spaß und dass sich ihre Schüler mit dem Musizieren eine lang gehegte Sehnsucht erfüllen. Ältere Musikanten verwirklichen sich aufgeschobene Träume.

Das Einstudieren von Melodien hilft dabei, lieb gewonnene Erinnerungen wachzuhalten. Es hält den Geist und die Glieder rege. Das Musizieren füllt eine Lücke in der Freizeit, die für viele nach Aufgabe des Berufes freigeworden ist. Es ist außerdem eine gute Gelegenheit, um zusammen mit den Enkelkindern Musik zu machen und so ein gemeinsames Hobby zu teilen.

Mit anderen gemeinsam musizieren

Neben dem Musizieren in den eigenen vier Wänden stehen Senioren auch die Türen unzähliger Amateur-Orchester und Chöre offen. In vielen Musikvereinen gibt es Seniorenklassen, die gemeinsam üben, gelegentlich auftreten und großen Applaus vom Publikum ernten. Dass Musizieren Groß oder Klein zusammenbringt, ist keine Frage. Ein integratives Projekt im Musikverein Gartenstadt-Bad Neustadt zeigt den Spaß, wenn Kinder und Senioren gemeinsam musizieren und auftreten. So findet zwischen den Generationen ein fröhlicher Austausch statt.

Der wöchentliche Übungstermin bietet manchen Senioren eine willkommene Abwechslung zum häuslichen Alltag. Beim gemeinsamen Reisen und Feiern knüpfen engagierte Mitglieder über das musikalische Hobby nicht selten neue soziale Kontakte. Doch auch wer nur für das Musizieren selbst dabei ist, ist im Musikverein herzlich willkommen.

Die wichtigsten Informationen im Überblick

Ärzte und Musikwissenschaftler sind sich einig, dass Musizieren neben der Freude am Musik-Machen auch zahlreiche positive Auswirkungen auf Körper und Seele hat. Musikinstrumente zu erlernen, bringt auch im hohen Alter Erfüllung. Selbst körperliche Einschränkungen sind mit geeigneten Hilfsmitteln leicht überwindbar.

Wichtig ist, dass Sie zum Musizieren ein Musikinstrument auswählen, dass Ihnen Vergnügen bereitet. Musiklehrer gewinnen zunehmend Erfahrung mit Schülern reiferen Alters und helfen Ihnen gerne weiter. Freuen Sie sich auf das Musizieren, ob allein, in einer Seniorengruppe oder als gemeinsame Aktivität mit Ihren Enkelkindern.

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